Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) gewinnt zunehmend an Bedeutung – insbesondere Budgettarife, die Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden als Zusatzleistung anbieten. Ein häufig diskutierter Punkt ist die Erstattung von Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen. Dabei stellt sich die Frage: Muss eine Sehhilfe medizinisch notwendig sein, damit sie über die bKV erstattet wird? Dieser Artikel beleuchtet die rechtlichen Grundlagen, die Praxis bei gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen sowie die Besonderheiten bei Budgettarifen der bKV.
🧠 Was bedeutet „medizinisch notwendig“ bei Sehhilfen? #
Der Begriff „medizinische Notwendigkeit“ ist zentral für die Erstattung durch gesetzliche und private Krankenversicherungen. Eine Sehhilfe gilt als medizinisch notwendig, wenn sie zur Behandlung einer diagnostizierten Sehschwäche erforderlich ist. Dies wird in der Regel durch ein ärztliches Rezept nachgewiesen.
Typische Voraussetzungen für die medizinische Notwendigkeit sind:
- Eine Sehleistung unter 30 % (Visus ≤ 0,3)
- Eine Fehlsichtigkeit ab -6,25 Dioptrien (Kurzsichtigkeit) oder +6,25 Dioptrien (Weitsichtigkeit)
- Hornhautverkrümmung ab +/- 4,25 Dioptrien
- Augenerkrankungen wie Keratokonus oder Nystagmus
🧾 Gesetzliche Krankenversicherung: Strenge Kriterien #
Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) übernimmt die Kosten für Sehhilfen nur unter bestimmten Bedingungen. Erwachsene erhalten nur dann eine Erstattung, wenn die oben genannten Grenzwerte überschritten sind oder eine schwerwiegende Augenerkrankung vorliegt. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre besteht grundsätzlich Anspruch auf eine Brille.
Die GKV zahlt sogenannte Festbeträge für Brillengläser, die je nach Sehstärke variieren. Extras wie Entspiegelung oder besonders leichte Gläser müssen privat getragen werden.
💼 Private Krankenversicherung: Mehr Flexibilität #
Private Krankenversicherungen (PKV) sind in der Regel großzügiger bei der Erstattung von Sehhilfen. Viele Tarife beinhalten Zuschüsse für Brillen, Kontaktlinsen oder sogar Laserbehandlungen zur Sehschärfenkorrektur. Die Höhe der Erstattung hängt vom gewählten Tarif ab und kann bis zu 100 % betragen.
Allerdings gelten oft Wartezeiten von drei bis sechs Monaten nach Vertragsbeginn, bevor Leistungen in Anspruch genommen werden können.
🧮 bKV Budgettarif: Was wird übernommen? #
Budgettarife in der bKV funktionieren nach dem Prinzip eines jährlichen Gesundheitsbudgets, das Mitarbeitende für verschiedene Leistungen nutzen können – darunter auch Sehhilfen. Der große Vorteil: Die medizinische Notwendigkeit muss nicht zwingend nachgewiesen werden.
Das bedeutet:
- Mitarbeitende können auch ohne ärztliches Rezept eine Brille oder Kontaktlinsen erstatten lassen.
- Die Leistung erfolgt bis zur Höhe des vereinbarten Budgets (z. B. 300 € pro Jahr).
- Extras wie Entspiegelung oder Designerfassungen sind oft ebenfalls erstattungsfähig.
🧑⚕️ Praxisbeispiel: Brille ohne Rezept? #
Ein Mitarbeitender möchte sich eine neue Brille kaufen – nicht wegen einer gravierenden Sehschwäche, sondern weil sich die Sehstärke leicht verändert hat. Bei der GKV wäre eine Erstattung ausgeschlossen, da die medizinische Notwendigkeit nicht gegeben ist. Im Rahmen eines bKV-Budgettarifs kann die Rechnung jedoch eingereicht und bis zur Budgetgrenze erstattet werden – ganz ohne Rezept.
❓ FAQ zur Sehhilfe im bKV-Budgettarif #
- Muss ich ein Rezept vom Augenarzt vorlegen?
Nein, bei Budgettarifen ist kein Rezept erforderlich.
- Welche Sehhilfen sind erstattungsfähig?
Brillen, Kontaktlinsen und teilweise auch Bildschirmlesegeräte oder Lupen – abhängig vom Tarif.
- Gibt es eine Wartezeit?
In der Regel nicht. Die Leistungen stehen ab Versicherungsbeginn zur Verfügung.
- Was passiert, wenn mein Budget aufgebraucht ist?
Weitere Leistungen müssen privat getragen werden oder warten bis zum nächsten Versicherungsjahr.
- Kann ich auch eine Designerbrille erstatten lassen?
Ja, sofern sie unter das Budget fällt und keine medizinische Notwendigkeit vorausgesetzt wird.
bKV-Budgettarife mit vollem Budget für Sehhilfen #
ohne Sublimit sind z.B.:
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📌 Zusammenfassung #
Die Frage, ob eine Sehhilfe medizinisch notwendig sein muss, hängt stark vom Versicherungstyp ab. Während GKV und PKV klare medizinische Voraussetzungen verlangen, bieten bKV-Budgettarife eine flexible Lösung: Mitarbeitende können Sehhilfen auch ohne ärztliche Verordnung erstatten lassen. Das macht die bKV besonders attraktiv – sowohl für Arbeitgeber als auch für Mitarbeitende.
👉 Hinweis für Arbeitgeber: Wer eine bKV einführen möchte, sollte sich individuell beraten lassen, um den passenden Tarif für sein Unternehmen und seine Mitarbeitenden zu finden.
Wenn Sie Wert auf eine möglichst hohe Leistungserstattung für Sehhilfen wichtig ist, achten Sie auf Budget-Tarife mit vollem Budget für Sehhilfen und auf Tarife mit Zusatzbudget Sehhilfe.


